Woran erkennt man, dass man älter wird und sich gewisse Rituale in das tägliche Leben einschleichen, die auf Kosten der Spontaneität gehen?
Zum Beispiel daran, dass man sich kaum mehr vorstellen kann, den Coiffeur (schweiz. für Frisör) zu wechseln. Seit rund 20 Jahren gehe ich immer zur gleichen Fachfrau. Sie weiss genau, wie ich den Haarschnitt mag, ich muss keine langatmigen Erklärungen abgeben. Auch unsere Gespräche bzw. Themenwahl folgen einem gewissen Ritual. Man kennt sich - und gleichzeitig kennt man sich wenig. Man spricht zum Beispiel über das Älterwerden, da beide etwa gleich alt sind. Man spricht über seine Heimatstadt, da beide dieselbe haben. Am Schluss bekommt sie immer das gleiche Trinkgeld, und der Abschied ist ebenso rituell vorgegeben ("auf Wiedersehen, herzlichen Dank und alles Gute und bis zum nächsten Mal").
Ich wüsste nicht, weshalb ich ein anderes Geschäft aufsuchen sollte. Irgendwie erinnert es mich an eine in die Jahre gekommene Ehe: es läuft gut jenseits jeglicher Euphorie. Jeder erfüllt seine Rollen und weiss genau, worauf er bzw. sie sich einlässt. Das genügt doch, oder nicht?
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