Samstag, 22. Mai 2010

Im Durcheinandertal

Ich-liebe-eine-verheiratete-Frau. Dieser Satz verfolgte mich unentwegt auf der Rückreise, und er lässt mich seither nicht mehr los, er raubt mir den Schlaf und fordert mich heraus. Ich habe diese Nacht vier Stunden geschlafen, nun bin ich hellwach und denke wieder an jene Frau, die in einer gänzlich anderen Lebenssituation ihr Leben lebt - zusammen mit ihrem Mann (ja, so ist es). Ich kann meine Gefühle trotzdem nicht einfach abstellen, einem Zeitungsabonnement gleich, so funktioniere ich nicht. Natürlich kannte ich von Anfang an die "Begleitumstände", aber ich habe mir das nicht ausgesucht, es war der berühmte Blitz, der mangels Blitzableiter (die fehlende Mauer lässt grüssen) voll eingeschlagen hat und dabei seine Wirkungen nicht verfehlte.

Was ich möchte: akzeptieren, was ist. Das fällt mir nicht leicht (gelinde gesagt), ich gebe es zu, aber daran führt kein Weg vorbei (Wunschdenken?). Auch mache ich mir keine Illusionen, was eine gemeinsame Zukunft anbelangt - Ich merke beim Schreiben dieses kleinen Satzes: es tut weh, dies zu schreiben und damit zu denken, weil das Denken nicht mit meinen Gefühlen, die ich für sie empfinde, übereinstimmt. Die Sehnsucht ist da und lässt sich nicht wie eine Fliege vertreiben. Will ich sie überhaupt vertreiben? Auch wenn ich es wollte, ich kann es nicht.

Bin ich zu sehr "Gefühlsmensch", zu sehr Werther? Wo bleibt die Ratio, wo bleibt meine protestantische Nüchternheit? Sollte ich die Mauer wieder um mich bauen, die ich einst auch hatte und die mich zwar schützte, aber auch krank machte? Was ich beim Durchwandern des Durcheinandertals jedenfalls weiss: ich muss meinen Alltag bewältigen, meinen Pflichten nachgehen. Das fällt mir nicht immer einfach, manchmal fehlen schlicht auch die Kraft und die Lebensfreude, dann vermögen nur noch stille Tränen Linderung herbeizuführen, immerhin. Das Pfingstwochenende steht an. Ob ich die Gelegenheit nutzen werde, all meine Gefühle zu verdrängen? Nein, das schaffe ich nicht (will ich auch nicht), aber ich kann mich etwas ablenken, indem ich mit meiner Tochter etwas unternehme. Zwar erwischt sie mich manchmal dabei, wie ich gedankenversunken emotional anderswo bin, aber ich reisse mich dann jeweils wieder zusammen. Kinder merken viel, sie haben noch einen Sinn für das Unausgesprochene, mehr als Erwachsene.

Ich-liebe-eine-verheiratete-Frau. Nicht irgend eine, sondern meine Seelenverwandte.
Das tut so weh und tut so gut.

3 Kommentare:

  1. wie gut ich dich verstehe...

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  2. Meine erste Reaktion war " ach, herrje, nicht der Peter auch noch." Ich als verheirateter Mann wurde auch geliebt. Die zweite Reaktion ist, wie gut ich dich verstehe in deinem Bestreben, das Leben weiterzuführen und den Schmerz auszuhalten. Ich verliebte mich nicht in eine verheiratete Frau, dafür bin ich es selber, mit den gleichen Folgen. Noch immer kämpfe ich mit den Folgen. Ich wünsche dir viel Kraft.
    In dem Zusammenhang, was ist Liebe? Ist sie es wirklich, wenn man denkt, sie ist es? Ist sie etwas anderes?

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  3. vielen Dank für die guten Wünsche. @autum: was ist Liebe? Vielleicht vor allem auch dies: den anderen erkennen.

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