Samstag, 30. November 2013

Von warmen Runden am Samstagabend (Retro)

Als junger Mann war ich samstags immer unterwegs auf der Suche nach Glück.
Immer auf der Gasse.
Manchmal zu viel Bier trinkend und
auf Aufriss.
So hiess das damals
und so heisst es auch noch heute.
Nie unanständig, eher scheu.
Der begleitende Kollege, den ich noch heute sporadisch treffe (bei einem Bier: gewisse Dinge sind und bleiben, wie sie waren), hatte ebenso Pech wie ich in Sachen
Samstag-abend-liebe.
Gegen 23 Uhr
einem Ritual folgend
gings ab in die Disco um die Ecke.
Da drehten wir unsere Runden, immer darauf bedacht,
ein Mädchen
abzuschleppen,
namentlich wenn die warme Runde eingeläutet wurde.
Ach, wie wir sie liebten, und
die kitschigen Melodien immer noch im Ohr.
Die Erfolgsquote war nicht berauschend hoch,
berauschend war eher das dünne Bier.
Und so drehten wir unsere Runden.
Und sonntags schliefen wir unseren kleinen Rausch
im meist leeren Bett
aus,
die Ausnahme die Regel bestätigend.
Und montags telefonierten wir uns
und
schworen
nächsten
Samstag
wird's
besser.
Denkste! 

Donnerstag, 28. November 2013

Es weihnachtet sehr

In vier Wochen ist Weihnachten schon vorbei, dabei bin ich noch gar nicht in Weihnachtsstimmung. Die beinahe penetrant weihnächtlich geschmückten Schaufenster tragen nicht dazu bei, mich in eine solche Stimmung zu versetzen, auch die Intimität vortäuschende Strassenbeleuchtung trägt wenig dazu bei. Unvermeidlich ferner die Musikerinnen und Musiker der Heilsarmee, die überall den Topf am Kochen halten möchte und um eine Gabe bittet: ich mag deren feierlichen Gesang schlicht nicht ertragen. Ich muss schon bei guter Laune sein, den Topf meinerseits mit einem kleinen Batzen zu alimentieren. Eine Armee, die Heil bringt?

Es weihnachtet sehr, und damit geht ein weiteres Jahr zu Ende, ohne dass es richtig angefangen hätte: das Rad hat sich einfach weitergedreht. Natürlich waren da Ereignisse zu verzeichnen, schöne und weniger schöne, mühsame und erbauende, die allesamt ein labiles Gleichgewicht zwischen Pessimismus und Hoffnung wahren. 

Montag, 25. November 2013

Gelungenes Leben

Was heisst schon "gelungenes Leben"?
Vielleicht eine unstrukturierte Ansammlung geglückter und fragmentierter Momente. Was für ein Gemälde wohl daraus entstünde? Vermutlich kaum eines mit geraden Linien. 

Von der leeren Wohnung

Abends erscheint mir die leere Wohnung nur deshalb erträglich, weil ich weiss, dass dies vorübergehender Natur ist. Eine leere Wohnung als Lebensprinzip erschiene mir daher als schlicht nicht vorstellbar. Ich weiss sehr wohl, dass nicht wenige diesen Zustand schätzen, andere mögen ihn gar herbeisehnen. Für mich hat es jedoch etwas Frustrierendes, auch wenn ich es durchaus zu schätzen weiss, nach Gusto ein Bad nehmen zu können, lesen zu können, einfach sein zu können......doch nur im Kontrast zum Gegenteiligen erscheint mir dies als überhaupt denkbare Lebensform zu sein. Als Dauerzustand dagegen: Nein. 

Donnerstag, 21. November 2013

Vom Schreiben

Schreiben ist Handwerk plus eigener Abgrund
Bodo Kirchhoff

Ja, das stimmt ohne Zweifel. Beim Schreiben muss man bis zu den schmerzhaften Rändern gehen, diese ausloten und direkt in den Abgrund blicken können. Wenn dies nicht geschieht, bleibt das Schreiben an der Oberfläche ohne Aussicht auf (Selbst)erkenntnis. 

Dienstag, 19. November 2013

Glauben zu können: alles wird gut!

Nicht selten ertrage ich meine eigenen Beiträge nicht, vor allem dann nicht, wenn ich in schlechter Stimmung bin und ich Zeilen aus glücklicheren Tagen lese: Erinnerungen an den letzten Sommer (zum Beispiel). Ähnlich geht es mir mit Fotoaufnahmen: kurze Momente des kleinen Glücks in Millionen von Pixel festgehalten und eine Kontinuität suggerierend, die es kaum geben kann: das Glück ist von kurzer Dauer, mag es noch so scharf und farbig festgehalten worden sein.

Ja, und auch dies: Sehnsucht glauben zu können: alles wird gut!

Und mit arglosem Übermut,
Durch dunkle Wege, der Zuflucht entgegen
Und glauben können: Alles wird gut!
Manchmal wünscht' ich, die Dinge wär´n so einfach geblieben
Und die Wege gingen nur grade aus.

Manchmal wünscht' ich, es wär' nochmal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus

Reinhard Mey

Was hast du heute gefunden?

Vielleicht müsste man beim Suchen sich mehr auf das Finden konzentrieren.... 
Was hast du heute alles gefunden?
aus einer Mail, die mich heute erreichte.

Was habe ich heute alles gefunden?
Die Antwort fällt mir etwas schwer. Doch da war nichts, was ich gefunden hätte, was ich nicht bereits gekannt hätte. Stichworte hierzu: Herbstmelancholie, Müdigkeit vor allem Nachmittags, Nieselregen.

Ich war heute auf der Suche nach nichts - und fand auch nichts.
Und was hiesse dies, sich auf das Finden zu konzentrieren? Ich müsste zuvor wissen, wonach ich suche, nur dann kann ich mich darauf auch konzentrieren. Ich war heute mehr ein Blatt im Herbstwind, das sich treiben liess. Doch wir Menschen haben vor allem eines gemeinsam: wir wollen gefunden und nicht durch alle Winde durchgewirbelt werden. 

Montag, 18. November 2013

Vom Ticktack

Manchmal stehe ich spätabends gerne auf der Terrasse und schaue auf die Stadt. Heute haben wir dichten Nebel, die umliegenden Häuser sind nur konturenhaft zu erkennen. Das Gefühl, in Watte gepackt zu sein. Ich knabbere Salzstengeln, lese, trödle herum. Um mich herum klösterlich anmutende Stille, die Glotze ruht schon lange, weil sie mich anödet und absurde Einsamkeit aufkommen lässt. Ich halte meine Armbanduhr an mein Ohr und vernehme jenes Ticktack, das mich vor allem daran erinnert, dass nichts von Dauer ist.
Nichts. 

Vom verrückten Sehnen

Brennende Sehnsucht, verpackt in einem Satz, weil es dazu im Grunde der Dinge gar nicht mehr zu sagen gibt:

Und sie tat, was sie seit Mädchenjahren nicht mehr getan hatte, aus verrücktem Sehnen ein Kopfkissen umarmen. 
Bodo Kirchhoff, die Liebe in groben Zügen, S. 571

Liebessehnsucht - nachgereicht

.....die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam....heisst es zu Beginn in der Liebe in groben Zügen. Ein programmatischer Satz, der den ganzen Roman prägt. Und unser Leben.

Sonntag, 17. November 2013

Liebessehnsucht

Liebessehnsucht, 
die Krankheit, 
die man selbst engen Freunden verschweigt, 
für die es keine mildernden Umstände gibt, 
auch kein aus dem Lateinischen abgeleitetes Wort, 
ein Krebs mit unsichtbaren Metastasen in Augen, 
die einen Blick suchen, 
Händen, die zwei andere Hände vermissen. 
Bodo Kirchhoff, die Liebe in groben Zügen, S. 429. 

Was gäbe es da zu ergänzen?
Vielleicht dies
dass dieser Krebs,
so es einer ist,
universal ist
und dem Menschen innewohnt,
ihm auferlegt wird,
ein Leben lang,
eine Sucht, vielleicht,
gegen die es garantiert
keinen erfolgreichen Entzug gibt.
Und wenn der kalte Entzug einsetzt,
wird die Sucht nur noch schmerzhafter,
unerträglicher, wir ringen nach Luft,
Freier Fall ins Nichts.
Und gäbe es eine Chemotherapie
gegen diesen Krebs,
wer wollte
dennoch
nicht
auf ihn verzichten?

Wie ich am 24. November stimmen werde


zur Vorlage 1: 
in keinem Betrieb soll der höchste Lohn das Zwölffache des kleinsten Lohns betragen. Das heisst. dass die innerbetriebliche Lohnspanne 1:12 betragen kann - und nicht darüber. Ich gebe zu: ein radikales Begehren. Aber ich stimme ihm trotzdem zu - aus taktischen Gründen, aber auch, weil ich das Begehren in seiner Stossrichtung als richtig erachte.

zur Vorlage 2:
ich stimme Nein - weil es eine Mogelpackung ist und das traditionelle, sprich konservative Familienmodell steuerlich begünstigen will. 

zur Vorlage 3: 
ich stimme der vorgesehenen Erhöhung der Autobahnvignette zu, da massvoll und sachlich gerechtfertigt. 

Voilà, ich hoffe wie immer a) auf eine möglichst hohe Stimmbeteiligung und b) dass ich nicht zu den Verlierern des nächsten Urnengangs gehöre (das wäre nicht das erste Mal....). 

Samstag, 16. November 2013

Miriam Clark

Nächster Samstagabend....ich freue mich.
Miriam Clark als Violetta in Verdis La Traviata

Mit ihrer gewaltigen Stimme hätte sie es auch als Popstar weit bringen können: Die deutsche Opernsängerin Miriam Clark gastiert am Stadttheater Bern.

http://miriam-clark.com/

Freitag, 15. November 2013

Fliehkräfte, einmal mehr

Spätnachmittags im Einkaufszentrum überfällt mich jene Stimmung, die mich dann und wann heimsucht: ein Gefühl von Melancholie scheinbarer Ortlosigkeit, das Fliehkräfte in mir weckt: Bald bin ich draussen an der frischen Luft, es dunkelt ein. Trüb ist es, und kalt.
Das Briefchen habe ich noch nicht verfasst. 

Vom Brieflein

Der Himmel: eine einzige grosse graue Decke.
Kalt.
Schön wäre es, im Briefkasten ein Brieflein zu finden.
Eines, das von Hand geschrieben wurde.
Bald soll es schneien.
Im Briefkasten
liegen Rechnungen.
Und ein Aufruf des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks.
Vielleicht werde ich heute
oder später
ein Brieflein schreiben.
Von Hand.
Empfänger(in): noch unbekannt. 

Donnerstag, 14. November 2013

Von Erwartungen

Ich neige dazu, sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit von meinem Partner zu erwarten, und fühle mich schnell zurückgewiesen, wenn ich diese nicht bekomme.

Das kommt mir so bekannt vor, vielleicht zu bekannt. Diese Erwartung (oder soll man eher von einem Anspruch sprechen?) verbunden mit missliebigen Gefühlen, wenn man sich, oftmals in Verkennung der tatsächlichen Situation, zurückgewiesen fühlt, hat mir schon einige "Streiche" gespielt: du engst mich ein! 

In Sekundenschnelle



Die Resultate dieser gewiss nicht wissenschaftlich repräsentativen, aber dennoch aufschlussreichen Umfrage scheinen mir sehr interessant zu sein. Vor allem scheinen sie jenen Recht zu geben, die sog. "Speedflirting" besuchen und sich davon nichts anderes versprechen als den bzw. die richtige Partnerin zu finden. Und ich entnehme der Homepage der Organisatoren: "SpeedFlirting ist ein rascher und unkomplizierter Weg, um einen möglichen Partner kennenzulernen. In einer Stunde lernt man 7 Singles kennen. Mit jedem Single kann man sich 7 Minuten unterhalten. Bei gegenseitiger Sympathie erhalten beide Telefon-Nummer und E-Mail-Adresse des Gegenübers von den SpeedFlirting-Organisatoren"

Das wiederum bedeutete: nicht lange herumfackeln, will sagen: keine langatmigen Briefe hin und her schreiben (wer bin ich etc: vergiss es), keine gemeinsamen Spaziergänge entlang eines Flusses oder wo auch immer (bloss Zeitverlust), nein, 7 Minuten genügen vollends für 49 % der befragten Männer und 43 % der befragten Frauen. Beachtliche 23% der Frauen finden gar, es genügten ihnen ein paar Sekunden, um intuitiv zu wissen: Hey, der Kerl ist mein Typ!

Ganz schön effizient!
Liebe auf den ersten Blick innert weniger Sekunden oder Minuten.

Und was wäre aber mit dem zweiten oder dritten Blick? Ich entnehme der Werbung des Waldhauses: "fasziniert? irritiert? ein zweiter Blick lohnt sich!". Für gerade bloss 15 % der Befragten scheint dies in Bezug auf ihre Partnerwahl eine Option zu sein.

15 %.

Und wenn diese Erkenntnis als allgemein gültig erklärt werden kann:
ach: Pech gehabt, liebes Waldhaus!

Nacht

aufgewacht.
Und doch müde.
Gedanken lassen sich nur schwer kontrollieren.
Gefühl von Enge.
Und von Leere.
Bald 0400 Uhr. Eine dumme Zeit, um wach zu sein.
Lust auf Heilschlaf.
Der Wecker geht in zwei Stunden. 

Mittwoch, 13. November 2013

Melancholie und Verzweiflung

Ist jenes Bild im unteren Post wirklich melancholisch gefärbt, oder drückt es eher Verzweiflung aus, wie in einem Kommentar vermerkt? Ich denke, dass es stark von unseren Erfahrungen und unseren inneren Welten abhängt, wie wir es wahrnehmen. Verzweiflung sieht für mich anders aus, dramatischer, der bekannte Schrei von Munch steht stellvertretend dafür, hier haben wir es mit sichtbar purer, nackter Verzweiflung zu tun. Das Gesicht auf dem unteren Bild aber, da verdeckt, verrät uns nichts davon, wir können es uns nur vorstellen und damit uns die Interpretation überlassen: ich stelle es mir als traurig vor, sehr traurig, aber ich glaube, dass es eine Spur Hoffnung in sich trägt.
Ich will daran glauben.

Und dazu noch dies:

Statt mich in Verzweiflung gehen zu lassen, habe ich mich für die tätige Melancholie entschieden, insofern Tätigkeit in meiner Macht stand, oder, mit anderen Worten, ich habe die Melancholie, die hofft und strebt und sucht, einer Melancholie vorgezogen, die trübsinnig und tatenlos verzweifelt.
van Gogh

Dienstag, 12. November 2013

Von der Angst

zum Beispiel:
  • vor dem alt sein, wirklich alt
  • vor dem nicht-mehr-können (in jeder Hinsicht)
  • vor dem langsamen Zerfall
  • nur noch als Alter (und nicht mehr als Mann) wahrgenommen zu werden
  • nur noch als Kostenfaktor wahrgenommen zu werden (Pflegestufe xy)
  • am Atmungsapparat gefesselt zu sein
  • dass irgendwann alles den Bach runter geht (pessimistisch, ich weiss)
  • dass die Sinne nachlassen
  • das Denken nachlässt
  • das Gedächtnis nachlässt (und doch wäre dies vielleicht eine Gnade)
  • die Freude nachlässt
  • nicht mehr nach Berlin oder Paris reisen zu können
  • oder in die Berge
  • nicht mehr richtig sprechen zu können
  • abhängig sein von Leuten, die mich pflegen (oh Gott)
  • abhängig sein in jeder Hinsicht
  • nicht mehr umarmt zu werden
  • langsam sterben zu müssen, langsam, ja langsam (Agonie)
  • keine Hand da ist, die liebevoll das Gesicht streichelt
  • nachts aufzuwachen, nicht mehr aufstehen zu können und nur noch den roten Alarmknopf tätigen zu können.
  • ans Bett gefesselt zu sein, morgens, mittags, abends: immerzu und immer länger
  • den morgendlichen Satz zu hören: jetzt schön das Tässchen austrinken, gell
Ja, Angst frisst Seele auf

Von der tickenden Uhr

Spätnachmittags hatte ich wie angeschossen das Bedürfnis, zum Grab meines Vaters zu gehen. Ich war schon lange nicht mehr dort. 6 Monate, 9 Monate? Ich weiss es nicht, da Gräber mir an sich nichts bedeuten und ich Tote nicht auf dem Friedhof vermute. Aber heute musste ich, einer inneren Stimme gehorchend, diesen Ort aufzusuchen. Nachdem meine Tochter von der Schule nach Hause gekommen war, brachen wir mit dem Fahrrad auf: 10 Minuten, und wir waren dort. Sonnenuntergang, herbstliche Farben überall, da und dort Besucher auf Bänken und vor mir Amseln, die sich gegenseitig jagen auf der Suche nach Nahrung. Beim Grab zündet meine Tochter die Kerze an und freut sich, da zu sein und ihren Grossvater zu besuchen. Und ich schaue mich weiter um, laufe etwas herum, betrachte die Gräber, gestorben 2010, 2011, dort 1998, geboren 1923, 1945, dort 1958. Es wird so viel gestorben. Und ich stellte mir vor, dass ich, als Mensch (aber nicht als Vater) ganz ruhig bliebe, wenn ich dort, in jenem Augenblick, definitiv abgelegen wäre. Ich würde einfach einschlafen und Teil dieser Gemeinschaft werden, deren Mitglied wir ohnehin eines Tages alle sein werden, nur tun wir so, als ginge uns dies alles nichts an: die Toten, das sind die anderen. Beim Eindunkeln begann ich zu frösteln, ein Moment der Ergriffenheit nahm mich ein: wann werde auch ich da liegen? Bis dato lebe ich, wie wir alle leben wollen, mit unseren Sehnsüchten und Unzulänglichkeiten, unseren Freuden und Illusionen, stets den Tod verdrängend und das ewig dauernde Leben vor dem Auge und hoffend, dass uns dies alles nichts angehe. Nichts. Ich habe keine Sehnsucht nach dem Tod, ich habe Sehnsucht nach dem Leben, das mit jedem Tag dem Tod immer näher kommt. Immer näher. Die tickende und nicht ablegbare Uhr, ich höre sie. 

Montag, 11. November 2013

Durchschaut

Nur wenige durchschauen meine Maske, hinter der ich mich zeitweise verstecke bzw. glaube mich verstecken zu müssen.
Meine Tochter durchschaut mich aber so oder so:
Papa, warum bist du traurig?

Lügen wäre zwecklos, also probiere ich es schon gar nicht (mehr) mit irgendwelchen Tricks.

Es gibt eben nicht immer nur purer Sonnenschein - zum Glück!
Wie recht du doch hast, Papa. 

Sonntag, 10. November 2013

Vom alten Lied

Lapidar daherkommend, aber ins Schwarze getroffen:
Es gibt kein modernes Unglück - es gibt nur das alte Lied
Bodo Kirchhoff

Freitag, 8. November 2013

Vom Hoffen

Wie ich einem lieben Menschen soeben schrieb:

Ich werde dieses Wochenende lesen, sein. laufen. Und manchmal etwas weinen, mich der Vergänglichkeit stellen, trauern um die verlorene Zeit, die verflossene Zeit, nicht wissend, was ich wirklich in den letzten Jahren gemacht und erreicht habe, die bange Frage nach dem allenfalls verlorenen Jahrzehnt. Die verpassten Möglichkeiten und die Angst, immer wieder diese Angst, den passenden, ja entscheidenden Moment schlicht zu verpassen bzw nicht zu erkennen. Ja, nicht zu erkennen!

Und hoffen, dass noch Manches möglich ist, Ewigkeit im Augenblick, das Leben wirklich leben, nicht immer mental die Handbremse tätigen, Mensch sein und damit Mut haben, Fehler zu begehen, umfallen, wieder aufstehen. Intensiver Regen beruhigt mich, so wie jetzt.
Das Sterben macht mir jetzt keine Angst, morgen mag es wieder anders sein. Was mir hingegen Angst macht: die absolute Einsamkeit inmitten vieler Menschen, die mich umgeben.
Das muss die Hölle sein. 

Über Gründe


Eine Mail erreicht mich:
Le coeur a ses raisons que la raison ne peux pas comprendre, zu Deutsch:
das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht zu erfassen vermag.
Doch allzu gerne wüsste ich mehr über die Beweggründe des Herzens, ein Wunsch, der zum jämmerlichen Scheitern verurteilt wäre.

Donnerstag, 7. November 2013

Albert Camus

Heute vor 100 Jahren geboren: Albert Camus.
Und ich lese im heutigen Feuilleton der NZZ:

(...)
immer im Wissen und mit der Trauer um das Vorläufige menschlicher Existenz; doch immer auch mit der Gewissheit, dass wir nichts anderes haben, was deshalb auch Quelle der Freude und der Erschütterung durch die Erfüllung im Augenblick sein soll.

Ich unterstreiche es doppelt und dreifach mit gelbem Stabilo Boss.
Und ich nehme ihn wieder hervor, l'homme révolté. 
Es tut gut, ja es tut so gut, ihn zu lesen.

Vom schwachen Geschlecht

Sam Taylor-Johnson, Steve Buscemi, 2004, Aus der Serie: Crying Men, 2002–2004, C-Print, 99,2 x 99,2 cm, gerahmt Courtesy White Cube

 - © Sam Taylor-Johnson

Das schwache Geschlecht: aktuelle Ausstellung im Kunstmuseum Bern. 

Vom Ankommen

Der Schlaf hat mich verlassen. Durch die Fenster starrt mich die Nacht an, eine grossse schwarze Fläche, die mich im Griff zu haben scheint. Gedanken schwirren im Kopf herum, unstrukturiert und nicht weiterführend, längst haben sie sich verselbständigt und führen ein Eigenleben, und dennoch oder vielleicht gerade deswegen: Leere. Bald fahren die ersten Busse, bald ist der Bahnhof voll von Menschen, die zur Arbeit fahren bzw. ankommen.

Ja, ankommen. Wer wünschte sich das nicht? 

Mittwoch, 6. November 2013

Fluchtgedanken

Heute hatte ich einen ganz normalen Arbeitstag. Bis ich auf einmal wieder diese Fluchtgedanken hatte und das Geschäft verlassen musste. Bloss weg!
Niemand auf den dunklen Gassen sah es mir an, dass ich leise heulen musste.
Maskerade!
Abends ein Gläschen Rotwein bei L.
Dann Mails beantworten.
Telefonieren.
Und jetzt bald schlafen gehen, bin müde und habe schwere Beine.
Es braucht Disziplin, nicht an dich zu denken.
Manchmal braucht es nur eine Melodie, eine Farbe, ein Geruch....und schon ist es passiert. 

Dienstag, 5. November 2013

....und bin in Not

Ich lebe noch, pardon, will sagen,
bin noch nicht tot,
hab alles, was ich brauch,
pardon und bin in Not

Vom Dienstagabend

Heute spätnachmittags, als ich die belebten Gassen unserer Altstadt betrat, wurde es mir schwindlig. All diese Leute, die, scheinbar keiner Logik folgend, hastig unterwegs sind, die meisten mit dem Handy in der Hand und irgend etwas murmelnd dabei. Und all diese Menschen wollen letztlich ja nur eines: lieben und geliebt werden. Wie mancher von ihnen wird heute Abend, jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, glücklich sein, vielleicht in der Küche stehend und das Abendessen zubereitend, während sein Gegenüber die Flasche Wein entkorkt und das frische Brot ins Körbchen legt?

Später, als ich nach Hause kam, musste ich wie ein kleines Kind heulen, ohne ersichtlichen Grund. Und es tat gut.

Auch eine leere Wohnung kann manchmal gut tun.
Was tun mit dem angebrochenen Abend? Durch das Dunkle spazieren, den Regen und den Wind auf der Haut spüren und sich später ein Bad gönnen?

Und ja, da war der spontan-hilflose Gedanke, den Bus zu nehmen, immer wieder diesen Bus!
20 Minuten Fahrt wären es, Ausstieg xxxxx weg. Und dann rauf am Wald vorbei (linker Hand), rechts ein weites Feld, weiter oben ein Bauernhaus. Dann noch 5 Minuten laufen.
Filmriss.
.....
Ich bin so müde, so unendlich müde. 

Montag, 4. November 2013

Von der Bescheidenheit

Vielleicht muss ich einsehen bzw. akzeptieren, dass, ganz banal gesprochen, nicht alles möglich ist, dass unser Leben beschränkt ist (weil wir es sind) und wir vermehrt mit dem zufrieden sein müssen, was wir haben bzw. vorfinden. Doch Nein, dies ist kein Plädoyer für Friede, Freude, Eierkuchen. Oder doch?

Und vor dem Zubettgehen:
Liebe kommt auf uns zu, nicht umgekehrt, wie oft wohl ist mir dieser schlichte Satz in den letzten Tagen in den Sinn gekommen? Er scheint mich regelrecht zu verfolgen. 

Zwischen den Zeilen

Ich schätze Dich als Mensch sehr:
die galante Art zu sagen: Du bist ok, ich bin ok.
Aber mehr liegt für uns nicht drin.

Happy time

Heute um sechs nach dem Duschen fiel mir dein Badeprodukt in die Hände, Happy time von Niveau, es lag im Regal oben rechts. Ich musste es entsorgen, auch die übrigen Sachen von dir, die dort fein säuberlich lagerten, musste ich in den Abfallkübel werfen.
Doch Schmerzen lassen sich nicht ent-sorgen, sondern nur aus-halten. 

Sonntag, 3. November 2013

Liebe S

In den letzten Tagen und gar Wochen habe ich es zeitweise geschafft, dich zumindest zeitweise schlafen zu lassen. Ja es gab Tage, da habe ich fast nicht an dich denken müssen. Das hängt mitunter auch damit zusammen, dass ich, aus purem Zufall, eine Frau kennen gelernt habe. Eine Frau, die klug, schön und herzensgut ist, eine Frau, die mich gern hat und mich in ihren Bann ziehen kann (doch daraus wird trotzdem nichts, aber dies nur als Randbemerkung). Aber heute Abend, als ich mit dem Fahrrad nach Hause kam, bist du trotz allem wach geworden. Und nun bist du wieder da, in voller Präsenz. Ich musste mich zügeln, dass ich nicht den Bus nehme und, wie ein kleines Kind, den Berg rauf springe zu dir. Und ich stelle mir vor: ich läute und du öffnest die Tür und tust nur noch eines: mich umarmen und mich nicht mehr loslassen. Und am anderen Morgen fahren wir gemeinsam wieder in die Stadt, an den bekannten Landschaftsbildern vorbei, während du, ganz heimlich, deine rechte Hand auf mein Knie legst. Schön geträumt! Nein, liebe S, ich weiss, dass daraus nichts würde. Man kann abgestandenen Kaffee nicht aufwärmen, der würde auch nicht besser. Und gleichzeitig glaube ich immer noch, dass wir, genauer: du viel zu früh aufgegeben hast. Vielleicht siehst du dies in der Zwischenzeit auch so, aber auch dann kämst du nicht auf mich zu: du hast schliesslich deine Prinzipien. Wie oft erhoffte ich mir, dass du spontan auftauchst, bei mir zu Hause, im Geschäft, wo auch immer, und du mir sagst: komm, wir müssen es nochmals probieren. Aber dazu fehlt dir der Mut. Und du bist stolz, etwas durchzuziehen, ich weiss! Ob dich das glücklich macht, vermag ich nicht zu beurteilen.
Du fehlst mir.
Gerade jetzt, ich warte vergeblich auf einen Anruf von dir. Die Verbindung, sie ist ganz offensichtlich tot.
Und trotz dem, du weisst es (meine Abkürzung!): i.h.d.l. !! 

Von der Verzweiflung

Nicht das wahre, das gefühlte Alter, von dem alle reden, flösste ihm Grauen ein. Er würde bis zum letzten Atemzug am Leben hängen, am Sehen, am Spüren, am Haben: dass er jemanden streicheln wollte und einen Mund wie Marlies' Mund küssen, Blicke sehen wollte, die ihm galten, ihm allein, und den Sommer in seiner Fülle erleben, einmal und noch einmal und immer wieder, also eine Art Verzweiflung (...).
Bodo Kirchhoff, die Liebe in groben Zügen, S. 293

Samstag, 2. November 2013

Von der Hölle

Auch ich habe oftmals Angst vor dem leeren Blatt, dabei müsste ich schreiben.
Schreiben, um Luft zu bekommen, um zu ordnen und damit zu einer Übersicht zu kommen. Stattdessen wälze ich bloss Gedankenkonstrukte im Kopf hin und her, ringe nach Luft. Bleierne Müdigkeit.

Ich bin Gefangener meiner Gedanken.
Die Hölle, das sind nicht die anderen oder die Umstände - das sind oftmals wir selbst.

Und noch dies: meine Bettlektüre - frisch zitiert:

Was wird kommen? Was wird die Zukunft bringen? 
Ich weiss es nicht, ich ahne nichts. 
Wenn eine Spinne von einem festen Punkt sich in ihre Konsequenzen hinabstürzt, 
so sieht sie stets einen leeren Raum vor sich, 
in dem sie nirgends Fuss fassen kann, 
so sehr sie auch zappelt. 
So geht es mir; vor mir stets ein leerer Raum; 
was mich vorwärtstreibt, ist eine Konsequenz, die hinter mir liegt. 
Dieses Leben ist verkehrt und grauenhaft, nicht auszuhalten.

Erinnerung ist Befreiung

Und nun sitze ich um halb zwei in der Nacht da und denke über diesen verflossenen Abend nach, der vor allem darin bestand, mich abzulenken. Und plötzlich, als ich bei an sich guter Laune die Terrassentüre öffne, um frische Luft zu tanken, scheine ich dich ganz offensichtlich geweckt zu haben. Und nun bist du also wieder da, ganz präsent, ganz nahe, ich höre dich atmen und glaube, dich mit zärtlichem Blick zu sehen - ja dort, und hier, und überall.

Ich hoffe (auch wenn es weh tut):
Erinnerung ist Befreiung. 
Jüdisches Sprichtwort

Freitag, 1. November 2013

Vom Heilen und doch nicht Heilen

Ich will an die subversive Kraft der Zeit glauben, und daran, dass sie Wunden heilen kann.

Doch auch dies:
Die Wunden wollen nicht heilen, 
unter dem Drecksverband
Wolf Biermann