Märchen, Königinnen und Prinzen - was für ein schöner Stoff für Kinder. Meine Tochter lässt sich jeweils gänzlich verzaubern von dieser Märchenwelt, zusammen mit ihren kleinen Freundinnen spielen sie Szenen aus Büchern und Opern nach, verkleiden sich, tanzen und singen dazu. Dann bricht das heillose Chaos aus, innen wie aussen. Gut so.
Manchmal möchte ich gerne diesen Zauber in meinem Alltag integrieren können, als Teil meiner Phantasie, und ansatzweise tue ich es ja auch, wenn ich mich im Spiel mit meiner Tochter ganz vergessen kann. Aber ganz im Ernst: ich glaube weder an Prinzen noch an Prinzessinnen. Zwar wäre es schön, daran zu glauben, noch schöner vielleicht wäre es, der leibhaftigen Prinzessin zu begegnen, aber in der realen Welt bleibt kein Platz übrig für solche Hirngespinste. Als Prinz taugte ich ohnehin nicht, habe meine Macken und vor allem meine negativen Seiten, das will ich gar nicht wegdiskutieren. Ich habe auch meine Vorzüge, und die möchte ich nicht unters Licht stellen. Aber ich bin nur als Gesamtpaket zu haben. Prinzen und Prinzessinnen sind demgegenüber makellos, durch und durch schön, wohl ewig schön, mutig, tapfer und furchtlos. Tamino verliebt sich augenblicklich in Pamina - und umgekehrt auch. Schön für die beiden, aber das dürfte wohl nur in der Märchenwelt möglich sein, denn Beziehungen bedürfen anspruchsvoller Arbeit, Beziehungsarbeit eben. Gerne würde ich jener Pamina begegnen, die mich so sehr begehrt und die ich so sehr begehre, und dies ohne Zweifel, ohne Wenn und Aber, ohne Vorbehalte.
Die Erwachsenenwelt lässt aber keinen Raum zu für Prinzen und Prinzessinnen. Die Entzauberung der Welt ist unaufhaltsam. Meine Tochter, die im Herbst 8 wird, glaubt nicht mehr an den Weihnachtsmann, und den Trick mit den Ostereiern hat sie schon seit längerem durchschaut. Die Phantasie verkümmert - und ich warte vergeblich auf meine Prinzessin - suchen mag ich sie schon gar nicht mehr.
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