Samstag, 19. Januar 2013

In den Bergen

Aussicht
Ich sitze nun seit geraumer Zeit in der alten ehrwürdigen Hotelbar. Vor dem Kamin habe ich mich bequem eingerichtet. Ich beobachte das Kommen und Gehen. Dort die alte Frau, die mit leerem Blick durch das grosse Fenster auf den nächtlichen Wald  blickt, Kinder, die mit aller Freude nach dem Leben greifen, während ein älterer Herr in Manns Zauberberg vertieft ist. Das Knistern im Kamin beruhigt, die Musik spielt irgend etwas von Brahms, ich nippe an meinem Glas und geniesse den Kirsch, der angeblich aus 158 Sorten gebrannt worden ist. Später breche ich noch zu einem kleinen Nachtspaziergang auf, das Thermometer zeigt eine Aussentemperatur von beachtlichen Minus 18 Grad. Der zugefrorene See ist schwarz, der Wind ist eisig und erinnert daran, dass wir tatsächlich im Januar sind. So könnte ich es noch ein Weilchen aushalten und mich der Illusion hingeben, die Zeit stehe still. Und dies wird hier zelebriert. Handys sind grundsätzlich im Hotel verpönt, man suche dafür bitte die kleinen Kabäuschen auf, die eigens dafür eingerichtet worden sind. Laptops bitte im Zimmer belassen, sie würden einfach nur stören! Hier wird gelesen, musiziert, diskutiert und disputiert. Alle wissen, dass hier Theater gespielt wird, und jeder ist sein eigener Darsteller. Aber bitte ohne Allüren, und während des Essens geht es eher laut zu und her. Die Karaffen mit dem Hahnenwasser (Leitungswasser) stehen bereit, weshalb sollte man hier in den Bergen Mineralwasser trinken? Und statt Luxusboutiquen gibt es hier Leseräume und eine geräumige Bibliothek. Ich liebe dieses bewusst ins Szene gesetzte Altmodische, das etwas Obskures in sich trägt und dennoch so verdammt gut tut. 

5 Kommentare:

  1. Das tönt nach einem wunderbaren Rückzugsort! Schön, dass es sowas noch gibt!

    LG und schöne Sunntig!
    Rosalie

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  2. Das tönt nach einem wunderbaren Rückzugsort. Schön, dass es sowas noch gibt.

    LG und ä schöne Sunntig!
    Rosalie

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  3. Ich mag deine schnörkellos ehrlichen Texte! Und ich mag Hotels, weil ich da aufmache. Ein geborgtes Zuhause macht mich aufmerksamer, ich sehe, was ich in den eigenen vier Wänden schon mal ausblende, es macht micht lebendig, weil es aus dem Alltag herausgenommen ist. Das Ziel: Auch im täglichen Einerlei ganz da zu sein und das Schöne wahrzunehmen, das was nicht mehr passt zu verändern. Da ist es viel schwieriger, der alte Schlendrian in mir schaut auch gerne mal weg, hinaus in die Welt und freut sich auf das nächste Mal, im Hotel...

    Liebe Grüße und so
    Elisabeth

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    1. Liebe Elisabeth. Danke f. die Zeilen und Dir schöne Momente in der Oase...mit neuen Erkenntnissen und grenzenloser Entspannung!

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