Wenn dieser Satz von Erich Fried zumindest in gewissen Lebensphasen - also höchstens temporär und nicht als in Stein gemeisselte Wahrheit!- seine Berechtigung haben mag, kann ich ihn dennoch je länger je weniger ertragen. Ich habe mich heute beim Denken dieses Satzes ertappt, mehr noch, ich habe ihn auch in einer Mail verwendet, und zwar im affirmativen Sinn.
Später, auf dem Nachhauseweg, packte mich so etwas wie Wut, indem ich dachte: Nein, das kann es nicht sein, dieses es ist, wie es ist. Denn dieser Satz, so wie ich ihn verstehe und so wie er häufig zur Anwendung kommt, ist letztlich ein defätistischer Satz, resignativ daher kommend und ohne Perspektive. Er verharrt im Hier und Jetzt und will trösten und uns sagen: lass es sein, es ist halt so, wie es ist. Das, was ist, soll sein und bleiben, wie es ist? Also: akzeptieren, was ist? Zu welchem Preis aber? Und vor allem: wem nutzt eine solche Haltung? Weil Leben Wandel bedeutet und damit das Potenzial in sich trägt, Veränderungen herbeizuführen, will ich diesen Satz nicht einfach hinnehmen.
Denn:
Können wir das wirklich wollen für unser Leben, uns mit dem begnügen, was vermeintlich ist? Wo bleiben da die Utopien, die Hoffnungen, die Perspektiven? Mir ist das trotzige genug ist nicht genug eines Konstantin Wecker dann doch lieber, weil es -durchaus mit einem Hauch Pathos und Naivität- etwas Rebellisches in sich trägt, das die sogenannten Tatsachen nicht akzeptieren will und damit eine Hoffnung in Gegenwart und Zukunft transportiert, indem es uns sagt: probiere es aus, lass dich nicht klein kriegen!
Ich weiss bzw. ahne aber sehr wohl, dass ich mich wieder werde erwischen lassen von diesem es ist, wie es ist, weil es irgendwie auch bequem ist und uns von einem aktiven Handeln -Handeln auch gegen Widerstände, innere wie äussere!- entbindet. Umso mehr werde ich diesen Satz und die mit ihm einhergehende Resignation trotzig ins Pfefferland wünschen, so ich die Kraft dazu haben werde.
Alternativ könnte man den Satz wohlwollend annehmen im Sinne von: ich akzeptiere in Demut, was ist, namentlich aus Liebe. Doch dies genügt mir einfach nicht, es sei denn, man könne mich vom Gegenteil überzeugen.
**
Nachtrag (Danke, Paderkroete):
es ist, was es ist.
Ich verstand aber (jetzt, nach kurzem Nachdenken, aus mir bekannten Gründen): wie es ist.
Ich versöhne mich mit dem Originalsatz von Fried und merke, dass ich so etwas wie einen freud'schen Versprecher begangen habe, was einiges über mich aussagt. Nun dann!
Ein Freud’scher Versprecher (nach Sigmund Freud), auch Lapsus linguae genannt, ist eine sprachliche Fehlleistung, bei der ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zu Tage tritt.
Später, auf dem Nachhauseweg, packte mich so etwas wie Wut, indem ich dachte: Nein, das kann es nicht sein, dieses es ist, wie es ist. Denn dieser Satz, so wie ich ihn verstehe und so wie er häufig zur Anwendung kommt, ist letztlich ein defätistischer Satz, resignativ daher kommend und ohne Perspektive. Er verharrt im Hier und Jetzt und will trösten und uns sagen: lass es sein, es ist halt so, wie es ist. Das, was ist, soll sein und bleiben, wie es ist? Also: akzeptieren, was ist? Zu welchem Preis aber? Und vor allem: wem nutzt eine solche Haltung? Weil Leben Wandel bedeutet und damit das Potenzial in sich trägt, Veränderungen herbeizuführen, will ich diesen Satz nicht einfach hinnehmen.
Denn:
Können wir das wirklich wollen für unser Leben, uns mit dem begnügen, was vermeintlich ist? Wo bleiben da die Utopien, die Hoffnungen, die Perspektiven? Mir ist das trotzige genug ist nicht genug eines Konstantin Wecker dann doch lieber, weil es -durchaus mit einem Hauch Pathos und Naivität- etwas Rebellisches in sich trägt, das die sogenannten Tatsachen nicht akzeptieren will und damit eine Hoffnung in Gegenwart und Zukunft transportiert, indem es uns sagt: probiere es aus, lass dich nicht klein kriegen!
Ich weiss bzw. ahne aber sehr wohl, dass ich mich wieder werde erwischen lassen von diesem es ist, wie es ist, weil es irgendwie auch bequem ist und uns von einem aktiven Handeln -Handeln auch gegen Widerstände, innere wie äussere!- entbindet. Umso mehr werde ich diesen Satz und die mit ihm einhergehende Resignation trotzig ins Pfefferland wünschen, so ich die Kraft dazu haben werde.
Alternativ könnte man den Satz wohlwollend annehmen im Sinne von: ich akzeptiere in Demut, was ist, namentlich aus Liebe. Doch dies genügt mir einfach nicht, es sei denn, man könne mich vom Gegenteil überzeugen.
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Nachtrag (Danke, Paderkroete):
es ist, was es ist.
Ich verstand aber (jetzt, nach kurzem Nachdenken, aus mir bekannten Gründen): wie es ist.
Ich versöhne mich mit dem Originalsatz von Fried und merke, dass ich so etwas wie einen freud'schen Versprecher begangen habe, was einiges über mich aussagt. Nun dann!
Ein Freud’scher Versprecher (nach Sigmund Freud), auch Lapsus linguae genannt, ist eine sprachliche Fehlleistung, bei der ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zu Tage tritt.
Peter ...Du musst diesen Satz auch nicht aushalten ...weil tatsächlich schreibt Erich Fried ...."Es ist WAS es ist ...sagt die Liebe" ;-)
AntwortenLöschenDer Satz ist meiner Meinung nach anders zu betrachten.
AntwortenLöschenNormalerweise sehen wir uns etwas an und ordnen ein. Wir sagen, es ist schlecht, oder es ist gut.
Es ist, wie es ist, meint: Es ist. Es ist nicht gut. Es ist nicht schlecht. Es ist. Frei von Beurteilung.
Und dann kann etwas Neues geboren werden auf diesem leeren Feld ohne Urteil.
Ja, so kann man diesen Satz, der eben nicht von Fried ist (s meinen Nachtrag und die obige Bemerkung), auch sehen. Aber meiner Meinung nach ist er auch aus dieser Warte zu defensiv und ach so wertfrei neutral. Ich mag doch lieber Ecken und Kanten.
LöschenVersuch mal, diese Wertfreiheit zu fühlen und zu sehen.
LöschenDas hat nichts mit Rückzug oder Resignation zu tun. Es ist nicht defensiv. Es ist einfach nur da. Mit allen Fakten, die zu beurteilen wir nur immer aus einer Sichtweise imstande sind.
Nehme ich sie als Fakten, als Ausgangsmaterial für das Weitergehen, dann liegt darin Kraft. Auch Nährboden für eine Veränderung, sogar Revolution, die daraus erwächst.
Dafür muss ich erst sehen, was ist. Und auch innerlich sagen: Ja, so ist es. So und nicht anders. Von jetzt und von hier aus gesehen. Das ändert ja. Immer.
Dann kann ich weiter machen. Ok. Es ist so. Was jetzt? Wie gehe ich damit um? Wie will ich reagieren? Was ist meine Antwort?
Dann tue ich das und sehe, was passiert.
Wieder möglichst wertfrei.
Aha, jetzt entsteht das und das... Aha, der reagiert jetzt so und so...
defensiv? hm ..ja gut ....mag ja jeder anders empfinden ...wollte auch nicht altklug rüberkommen ..ist mir nur so spontan eingefallen!
AntwortenLöschenNein nein, Du bist nicht altklug, sondern hast auf einen objektiven Fehler aufmerksam gemacht, Danke Dir dafür.
LöschenDer Satz "es ist, wie es ist", wird nicht selten bemüht, und den mag ich einfach nicht, aus den erwähnten Gründen. Aber der gute Fried hat damit nichts zu tun, das habe ich mittlerweile begriffen :-)). Gute Nacht!
Ich habe einige Zeit im Rheinland gelebt. Das rheinische Grundgesetz hilft wunderbar, egal wobei. Und am Liebsten mag ich "Et es wie et es." (Artikel 1)und Artikel 2 "Et kütt wie et kütt." Hier: http://koelschakademie.finbot.com/index.php3?seite=479&p_id=422 findet man alle Artikel und die Übersetzung dazu. Vielleicht sollte man von den Rheinländern lernen und nicht immer alles zu ernst nehmen. Denn: "Wat wells de maache?"
AntwortenLöschenHallo Peter,
AntwortenLöschenchat noir schließe ich mich als Rheinländer gerne an. Man wird gelassen und steht über den Dingen. Ich selbst gewinne an Ruhe und den Alltag sehe ich mit ganz anderen Augen. In meinem Blog vom 31. Januar habe ich etwas über das Kölsche Grundgesetz geschrieben.
Gruß Dieter
Danke Euch Rheinländer für diese Hinweise! Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Im Berndeutsch hiesse das wohl: Henusode, im Sinne von: nun ja, sei's drum. Manchmal gefällt mir das auch...aber eben nicht immer...Liebe Grüsse, P
LöschenOh und es ist ja nicht nur ein Satz... es ist eins meiner absoluten Lieblingsgedichte.
AntwortenLöschenUnd der Hintergrund dieses Gedichtes überschneidet sich mit "Es ist, wie es ist." Ich benutze diesen Satz gerne und zwar immer dann, wenn sich jemand aus meinem Umfeld über Dinge echauffiert, die er nicht ändern kann.
IIWII - sah ich mal als Tattoo auf einer Hand bzw. den Knöcheln - IT IS WHAT IT IS. Menschen sind, wie sie sind, man kann sie nicht ändern (das können sie nur selbst) und viele Dinge sind, wie sie sind, z.B. das Wetter.
Ich mag diesen Satz ebenso wie das Gedicht.
Denn beides drückt aus, dass es Dinge gibt, die sind, wie sie sind, ob wir das nun verstehen wollen oder nicht, quasi:
Akzeptiere die Realität.
Danke, Nori. Also: nicht resignativ, aber wohl akzeptierend. Doch die Realität ist ja nie definitiv und damit wandelbar, weil sie auch ein Konstrukt ist, ein Konstrukt unserer Wahrnehmung.
LöschenMit "Es ist wie es ist." kann auch etwas Schönes, Besonderes, Wertvolles, ... sein, das man in sich oder im Außen fühlt, findet und vielleicht zur Seite schiebt, nicht wahrhaben will. Die "Es ist wie es ist." Feststellung lässt einen dann nicht mehr zweifeln, sondern es/sich annehmen, vielleicht auch sich zu bewegen, zu verändern. Ich benutze den Satz selten resignierend, sondern motivierend, selbstbestätigend. Alles Liebe morgenrot
AntwortenLöschenDanke Dir für diese Zeilen. Interessant, wie man, je nach Perspektive, aus einem Satz etwas ganz anderes herauslesen kann. Wenn ich gut drauf bin, lese bzw. empfinde ich ihn gelegentlich so, wie Du ihn jetzt beschreibst. Doch oftmals verspüre ich viel Resignation in diesem Satz. Sätze sind niemals in Granit gemeisselt, sie sind wandelbar in Abhängigkeit des Betrachters. Auch Dir alles Liebe - und schön, Dich hier zu treffen. LG, Peter
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