Samstag, 5. November 2011

Ratlosigkeit

Das sture Gesumme einer dicken Fliege an der oberen Fensterscheibe reicht aus, dass ich verzage. Aber ich stehe nicht auf, um das Fenster zu öffnen; die Stille wäre genau so öde. Und wenn das Telefon klingelt, lasse ich es klingeln.
Ich bin nicht da.
Ich weiss nicht, was los ist.

Max Frisch, Entwürfe zu einem dritten Tagebuch, Suhrkamp 2010, S. 16

Wie die Geschichte der sich berührenden Hände weitergeht, weiss ich noch nicht. Ist ihnen ein Happyend zu gönnen? Nein, da bin ich vorerst skeptisch, zumal beide immer noch ihre Masken nicht abgetragen haben. Und natürlich, sie haben ihre Biographien, vollgespickt mit Verletzungen, Enttäuschungen, gelebtem und ungelebtem Leben. Zwar werden sie immer offener miteinander sprechen (sprechen!), aber sie werden immer wieder die Schere im Kopf walten lassen, weil sie es nicht anders können, im jetzigen Stadium zumindest. Nähe macht ihr vor allem Angst, denn Nähe bedeutet auch Kontrollverlust. Wer jedoch Nähe zulässt, muss sich auf einen Prozess einlassen mit ungeahntem Ausgang, Scheitern eingeschlossen. Und das kann Angst machen, zumal wenn man glaubt, dabei vieles zu verlieren an Gewohntem, Eingeübtem.

Ich werde die Geschichte fortführen im Bewusstsein, dass beide noch viel leisten müssen, wenn sie sich näher begegnen wollen - mental, emotional und körperlich. Mut, Offenheit und vor allem der Wille, sich auf etwas Neues einzulassen, das sind die unabdingbaren Voraussetzungen, um so etwas wie eine Beziehung überhaupt zuzulassen. Ich bin gespannt, wohin mich meine Sätze treiben werden.

2 Kommentare:

  1. o o, dann aber schnell rausgehen in die Natur und tief Luft holen, schon sieht die Welt anders aus,
    Ich hoffe es geht nicht Dir so, lieber Perter,
    ein schönes Wochenende und liebe Grüße Ulrike

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  2. @Ulrike, Danke! Ich werde jetzt so oder so an die frische Luft gehen und meine 10 km-Runde joggen. Auch Dir ein gutes WE!

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