Wer immer die Ehe erfunden hat, war ein genialer Folterer. Die Ehe ist eine Institution, deren Ziel und Zweck die Abstumpfung der Gefühle ist. Es geht in ihr nur um Wiederholung. Bestenfalls schafft sie starke wechselseitige Abhängigkeiten. Streiten wird irgendwann sinnlos, es sei denn, man sei jederzeit bereit, die Konsequenzen zu ziehen - das heisst, die Ehe zu beenden. Und so hört man nach dem ersten Jahr auf, sich nach einem Streit wieder zu versöhnen, man verfällt einfach in verärgertes Schweigen, das in normales Schweigen übergeht, und dann macht man weiter wie zuvor (S. 106-07).
Ein hartes Urteil, aber leider allzu wahr, namentlich was die gegenseitigen Abhängigkeiten anbelangt. Streiten als sinnloses Unterfangen, da nicht weiterführend.
Ehe als Institution des Stillstands.
Ehe als Käfig und als letztlich nicht lebbare Gemeinschaft (stinkender Misthaufen). Am 6. Januar 1957 notiert sie:
Zwei Menschen, die neben einem Misthaufen aneinandergekettet sind, sollten sich nicht streiten. Dadurch wird der Misthaufen nur noch ein paar Zentimeter höher, und sie müssen mit seinem Gestank in der Nase leben. Streit ist für Freundschaften angemessen. Menschen, die zusammenleben, sollten nicht streiten (S. 128-29).
Starke Worte, starke Bilder. Natürlich muss dies alles nicht so sein. Aber die Grundkonstruktion der Ehe ist m.E. eine falsche, da sie von der unmöglichen Annahme ewiger und monogam angelegter (exklusiver) Liebe ausgeht. Ich fände es demgegenüber angemessener, wenn das Eheversprechen nach z.B. fünf Jahren stets erneuert werden müsste, ansonsten läuft der Ehevertrag schlicht und ergreifend aus.
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