Dienstag, 16. Februar 2010

Rap oder was?

Heute bin ich mit einer etwa gleichaltrigen Berufskollegin Mittagessen gegangen. Sie erzählte mir unter anderem von ihrem Sohn und seiner Vorliebe für Rap. Aha, Rap, kenn ich nicht weiter, interessiert mich auch nicht besonders, war meine Reaktion. Sie meinte darauf, Rap sei durchaus interessant, man müsse genau hinhören, die Texte seien durchaus kritisch. Ja, mag sein. Aber ich mag einfach keinen Rap.

Ich habe am Nachmittag über meine Reaktion etwas nachgedacht. Ist meine Reaktion schlicht Ausdruck meines Alters? Ich bin ja nicht mehr 20 oder 30. Und 40 war ich auch schon, und das ist auch bereits ein kleines Weilchen her. Dann denke ich mir: Mensch, du wirst alt.

Es gehört wohl aber zum Alterungsprozess, dass man so etwas wie konservativ wird, dass man die Neugier auf "Neues" etwas verliert und sich vornehmlich in bekannten Bahnen bewegt. Meine Eltern mochten jedenfalls die Musik von Uriah Heep nicht (schon gar nicht ihr Song "Lady in black"), und mit den Stones konnten sie auch nichts anfangen.

Ich werde mich nicht anbiedern, so wie jener Vater, der rund 10 Jahre älter ist als ich und als bunter Vogel durch das Quartier stolziert und meint, Punk in seinem Alter zu hören sei cool. Das wirkt auf mich nur noch peinlich, und seine Kinder werden sich spätestens in der Pubertätsphase umso radikaler von ihm abwenden wollen und müssen, sobald sie ihn in seiner letztlich grenzenlosen "Bünzligkeit" (schweizerisch sinngemäss für kleinkarierte Beschränktheit) durchschaut haben.

Rap, House und dergleichen mehr: es ermüdet mich, nur schon wenn ich daran denke. Und trotzdem: irgendwie macht es mir Mühe, den "Anschluss" in einem gewissen Sinne zu verlieren. Ich habe Mühe mit den Begleiterscheinungen des Älterwerdens.

Auf dem Nachhauseweg begegnete ich heute einem ehemaligen Angestellten der Universitätsbibliothek. Ich bin erschrocken, als ich ihn sah, wie er alt geworden ist. Vor 20 Jahren, als ich ihm als Student erstmals begegnete, sah er ganz frisch aus, mit aufrechtem Gang, und jetzt....ist er ein alter Mann geworden. Werde ich in 20 Jahren auch so daher kommen, frage ich mich.

Und wenn mich darüber hinaus meine Tochter dann und wann beiläufig (und ganz liebevoll) darauf aufmerksam macht, dass ich da und dort ein weisses Haar habe, bin ich, ganz ehrlich, deprimiert.

Und trotzdem werde ich heute Abend keinen Rap hören.

1 Kommentar:

  1. Toll geschrieben und analysiert... obwohl ich noch keine 40 bin (erst in 5 Jahren ;-) ) erkenn ich mich ein bisschen darin.

    Meine Jugend war Michael Jackson... ich kann mit Rap und House auch nicht besonders viel anfangen... ich vermisse die 80er/90er Jahre. Ich hätte auch gern in den 30ern/40ern gelebt oder in den 70ern meine Teenager-Jahre verbracht.

    Ich finde, früher war Musiker noch ein richtiger Beruf... heute kann jede und jeder singen und Musik mache, ohne viel davon zu verstehen(danke Computer!) das einzig Wichtige ist heute: gut aussehen...

    Aber jeder hat halt seine Zeit und muss damit leben... That's life.

    Liebe Grüsse
    Geneviève

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