Dienstag, 22. Dezember 2015

Triumpf der Illusionen

Ich bin, so es die Umstände zulassen, ein furchtbar melancholischer Mensch, und zeitweise neige ich gar zur Sentimentalität. Letzteres mag ich nicht, schon gar nicht an mich selbst. Aber manchmal packt sie mich, namentlich und mit Vorliebe an Tagen wie diesen. Dann möchte ich die Zeit einfrieren, ja gar die Macht haben, am Rad der Zeit drehen zu können, um nochmals gewisse Stationen des eigenen Lebens durchleben zu können, zum Beispiel die Geburt meiner Tochter. In jenem Moment spürte so etwas wie einen Wendepunkt in meinem Leben, eine neue Hoffnung, worin diese auch immer begründet war, da schien beinahe alles möglich zu sein, es war ein Gefühl des Aufbruchs, der Genugtuung, der Freude, ja für einen Moment fühlte es sich an wie das absurde Gefühl, dass uns tausend Sommer bevorstünden: Triumpf der Illusionen.


Dabei weiss ich sehr wohl, dass uns letztlich alles entgleitet, nichts bleibt, wie es ist, nichts werden wir mitnehmen können, doch Wissen (im Sinne objektiver Tatsachen) und Glauben (im Sinne von Wünschen oder Wahrnehmungen) sind nicht dasselbe, und manchmal stehen sie in direkter Konkurrenz zueinander, was Spannungen und Schmerz hervorrufen kann. Hervorrufen muss.


An Tagen wie diesen muss ich einfach da durch.  

Dienstag, 15. Dezember 2015

Kleines Geheimnis

Ein kleines Geheimnis.
Ein Geheimnis aus Fleisch und Blut -
und unendlich weit.
Worte, die berühren,
aus sicherer Distanz.
Wie war das
mit dem Nordwind und dem Gegengift?
Und wieder ist sie da,
die Sehnsucht,
nagend,
ach,
Worte nur,
und doch so nah.
Ich mag dich.



Freitag, 4. Dezember 2015

An einem Freitagabend

Was fängt man mit einem Freitagabend an, wenn man zu Hause ist und die Seele baumeln lässt? Ab in die Badewanne (Melisse)? Oder lesen (Frischs Tagebücher 1946-49 sind immer wieder eine Fundgrube)? Oder beides kombiniert? Eigentlich möchte ich wieder vermehrt schreiben, aber da gibt es eine Blockade. Thematisch drehe ich mich zu oft im Kreis, nicht leidend, aber doch stehend, es gäbe so viel zu sagen, und doch versagt der Schreibfluss. Weihnachtsstimmung will auch keine aufkommen, trotz Kerzen. Der Freitagabend ist eine Art Fluchtburg, der Montag vermeintlich weit weg, obwohl dieser nicht bedrohlich ist, nur mühsam. So fühlt sich Leben an, mein Leben.

In einer Berner Bar

Guter Groove, und ja, liebe Lesende in Deutschland und anderswo: Ihr werdet den Text nicht verstehen, nun ja, aber der Sound ist trotzdem cool.


Der Titelsong zu Trummers CD-Buch "Heldelieder". In einer Berner Bar treffen sich Menschen, die aus Oberländer Tälern, der kenianischen Steppe, der Hauptstadt selbst, dem Nebel Osteuropas oder der tunesischen Wüste kommen. Kein politischer Beitrag zur Migrationsdebatte, sondern ein empathischer Blick auf ihre menschliche Dimension.

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Langweile verlängert das Leben

Aussage:
Gegen Routine habe ich nichts, gegen Langeweile noch weniger. Routine gibt dem Beziehungsalltag Halt, die Langeweile verlängert das Leben.


Replik:
Verrücktheit und Leidenschaft lassen in einer Beziehung irgendwann nach. Aber ich möchte mich nicht langweilen mit meinem Lieblingsmenschen.


Duplik:
Kein Problem. Werden Sie wieder Single und langweilen Sie sich in Ihrem 50-Quardratmeter-Studio. Dort erleben Sie krass, wie langweilig Sie selber sind. Beziehungen sind keine Unterhaltungs-Shows. Höchstens zeitweise.


aufgeschnappt bei Klaus Heer.