Dienstag, 30. November 2010

Verliebt

Heute Abend erwähnt meine Tochter wie beiläufig, dass sie...verliebt sei. Sie wird dabei halb rot, lächelt ganz verlegen und spielt es sogleich herunter. Der Junge, in den sie nach eigenen Angaben "verknallt" ist, ist ebenso ein Dreikäsehoch wie sie. Ich habe sie gefragt, wie sich denn dies anfühle, dieses verknallt sein. Kurzes Überlegen, dann: es fühle sich ganz leicht an. Ob sie ihm denn schon ein Küsschen gegeben habe, will ich, neugierig wie ich nun einmal bin, noch wissen. Nein, kommt es wie aus der Pistole geschossen, sicher nicht, das sei "gruusig" (Schweizer Deutsch für: eklig). Aha, sage ich darauf, und weiss er denn etwas von seinem Glück? Nein, sicher nicht, meint sie dann, sonst würde er es ja allen erzählen. Und überhaupt, er sei ja auch verknallt in sie. Ach so, meine ich darauf. Und ehe ich weiter reden will, ruft sie mir zu, dass sie jetzt aber noch die Hausaufgaben machen müsse. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen, so ist es richtig, wollte ich gerade noch sagen, aber ich lächle bloss vor mich hin und wende mich dem Abwaschen der Pfanne zu.

Donnerstag, 25. November 2010

Schneefall

Es schneit. Die Ruhe, die dadurch entsteht, ist wunderbar. Die Nacht ist voller Zauber, die Schneeflocken wirbeln durch die Luft und kündigen den Winter an - endlich. Das Wochenende steht vor der Tür. Ich erwarte nichts Besonderes von ihm. Ich will vor allem meinen inneren Frieden, will mit Schneebällen spielen und allenfalls einen Schneemann bauen. Was darüber hinausgeht, nehme ich dankend an.

Montag, 22. November 2010

Nichts

Nichts.
Grauer Himmel, kalt.
Ich habe nichts Neues zu berichten. Eine neue Woche beginnt, welche die soeben vergangene ablöst. Diese Woche werde ich abends mit B. verbringen. Ansonsten tue ich, was ich zu tun habe.

Und wie zufällig schnappe ich die folgenden Zeilen von Max Frisch auf:
"Man gibt Zeichen von sich, um zu erfahren, ob wir einander verstehen. Man ruft aus Angst, allein zu sein im Dschungel der Unsagbarkeit. Man hat Durst nicht nach Ehre, aber nach Partnerschaft. Man gibt sich preis, um einen Anfang zu machen".

Donnerstag, 18. November 2010

Alltag

Ich lebe - unspektakulär. Die Tage kommen und gehen, ich lebe mit ihnen, mal besser, mal schlechter. Einmal bin ich voller Tatendrang, dann erwischt mich die Trägheit. So wie heute Abend. Ich telefoniere mit B, plaudere mit ihr über Gott und die Welt. Dann will ich ins Bett, bin aber unschlüssig, die innere Unruhe macht sich ein wenig bemerkbar. Ich schaue zum Fenster raus und damit in die Nacht. Es wird kalt, bitterkalt. Morgen habe ich einen gewöhnlichen Arbeitstag, nachmittags dann bin ich mit meiner Tochter unterwegs. So vergeht die Zeit, sie plätschert dahin.

Samstag, 13. November 2010

Auf dem Friedhof

Heute war ich mit meiner Tochter wieder einmal auf dem Friedhof, genauer: beim Grab meines Vaters. Rituale sind wichtig, namentlich für Kinder. Meine Tochter empfindet den Tod (immer noch) als eigentlichen Skandal. Es sei gemein, dass man stirbt. Ich versuche zu erklären und erläutere ihr, dass der Tod zwangsläufig zum Leben gehört. Aber das will sie nicht verstehen. Ich insistiere nicht. Dann geht sie von einem Grab zum anderen, liest die Jahreszahlen auf den Grabsteinen und rechnet jeweils, wie alt die verstorbene Person geworden ist. Gleichzeitig beobachte ich eine alte Frau, wie sie, leicht zitternd, zu einem Grab geht. Ich lese auf dem Grabstein: Arthur Flückiger, 1919-2007. Ihr Mann, denke ich mir. Er ist alt geworden. Sie berührt mehrmals den Grabstein, steht vor dem Grab und schweigt. Dann entfernt sie alten Blumen, die sie wohl vor einigen Tagen vorbei gebracht hatte, und schmückt das Grab mit frischen Blumen. Was mag sie wohl denken, fühlen? Wie lange kannten sie sich, 50 Jahre, 60 Jahre? Und nun ist sie allein, seit drei Jahren, und besucht regelmässig das Grab ihres verstorbenen Mannes. Wer wird mein Grab dereinst besuchen?

Sonntag, 7. November 2010

Sonntagabend

Ich weiss nicht, was gegen Sehnsucht zu machen ist. Sie überfällt mich regelmässig, heute hat sie mich wiederum fest im Griff. Ich treibe in letzter Zeit häufig Sport, gehe joggen und schwimmen. Ich treffe mich mit B und verbringe nette Momente. Ja, nette Momente. Die Liebe meines Herzens aber ist weit weg, räumlich und faktisch, einer Chimäre gleich. Und doch kann ich nicht loslassen, weil das Gefühl der Sehnsucht stärker ist als alles andere. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Meistens geht es gut, heute aber tut es etwas weh, dem Faktischen einmal mehr in die Augen zu schauen. Der bittere Apfel, den ich nun als Teil meines Abendessens verspeisen werde, wird mir in jedem Fall schmecken.