Montag, 31. Dezember 2012

Billiges Fleisch

Beim Einkaufen für den heutigen Silvesterabend ist mir durch den Kopf gegangen, dass all jene, die billiges Fleisch aus industrieller Produktion konsumieren und Berge davon essen könnten, nicht nur Banausen sind. Sie sind vor allem keine Erotiker, weil sie keinen Bezug zur Sinnlichkeit haben. Sie wollen horten, nicht geniessen, weil sie gar nicht wissen, was Genuss ist. Wer mit Antibiotika vollgepumptes Fleisch aus dem Aldi oder anderswo isst, kann kein guter Liebhaber sein. Definitiv nicht. 

Liebes 2012,

langsam aber sicher verabschiede ich mich von dir. Wie jeder Rückblick fällt auch dieser zwangsläufig subjektiv und damit parteiisch aus. Du warst ein Jahr des Stillstands, jedenfalls in geschäftlicher Hinsicht. Ohne Pathos stelle ich fest: du warst ein reines Verlustgeschäft. Umgekehrt hatte ich zeitweise viele Freiheiten, musste morgens erst um 9 Uhr ins Büro kommen, mindestens 2 Stunden Mittag machen und bereits um 16 Uhr die Türklinke putzen. So hatte ich auch viel Zeit für mich und für das Kind, worüber ich dir nun wirklich dankbar bin. Ein zentrales Ereignis für meine Tochter ist sodann mit grossem Erfolg über die Bühne gegangen, was auch nicht selbstverständlich ist.
2012, das war zum Beispiel auch dies:

  • Anzahl besuchter Opernaufführungen in Zürich: 4 
  • Anzahl besuchter Opernaufführungen anderswo: 7
  • Anzahl Abstürze, alkoholbedingt: -
  • Anzahl üppiger Essen mit allem drum und dran: 2 (oder 3?)
  • Anzahl unternommener Fluchtversuche: das waren schon einige. Leider durchwegs erfolglos.
  • Anzahl Schlittelfahrten: hach, viele! Und doch zu wenige.
  • Anzahl Urlaubswochen mit einem Hauch Luxus: 1 (es könnten nach meinem Geschmack inskünftig durchaus etwas mehr sein)
  • Anzahl verbrachter Tage am Meer: - (ich vermisse es nicht)
  • Anzahl gelesener Bücher: zu wenige, eindeutig.
  • Anzahl getätigter Einkäufe im Globus-Warenhaus: 1
  • Anzahl schlafloser Nächte: -. Ich schlafe gut, meistens jedenfalls. 
  • Anzahl besuchter Gottesdienste: -
  • Anzahl offener Rechnungen: -
  • Anzahl Städtereisen: 1 (in Paris war ich schon lange nicht mehr, viel zu lange nicht!)
  • Anzahl unerwarteter Küsse (passiv): wohl keine
  • Anzahl unerwarteter Küsse (aktiv): muss passen.
  • Anzahl besuchter Kinofilme: 1, wenn ich mich richtig erinnere. 
  • Anzahl Wanderungen in den Bergen, grillen eingeschlossen: viele! 
  • Anzahl Tage, an denen ich krank war: ca. 4
  • Anzahl Wutanfälle: vielleicht 3. 
  • Anzahl ausgeschlafener Sonntage: 12?
Allen ein gutes Neues Jahr und auf ein baldiges Wiederlesen 2013. 

Freitag, 28. Dezember 2012

Umklammernde Angst

Beim Lesen einer Filmkritik aufgeschnappt und notiert:
Es ist eine Angelegenheit von grosser erotischer Faszination, wenn zwei Menschen von dem Gedanken fasziniert sind, ein Paar zu werden, aber von der Angst vor Ablehnung und der Angst vor Mitleidenschaft zurückgehalten werden.

Montag, 24. Dezember 2012

Sehnsucht

Sehnsucht, jedoch nicht zu benennen.
Namenlos.
Gesichtslos.
Ortlos.
Nur ein Gefühl,
das immer wieder kommt
und geht.
Ich mag es nicht sonderlich und werde es
hoffentlich
wieder zu vertreiben wissen.

Sonntag, 23. Dezember 2012

An diesem vierten Advent

Viele sind jetzt in Furcht wegen der bevorstehenden Weihnachtstage. Weil sie allein sind und nicht wissen, wie sie den morgigen Abend verbringen sollen. Die inszenierte Besinnlichkeit trägt zusätzlich zu diesen Ohnmachtsgefühlen bei. Und es ist nicht jedermanns Sache, an den namentlich von kirchlichen Kreisen organisierten "offenen" Weihnachtstagen mitzumachen. Die Weihnachtszeit ist eine schöne, aber eben auch eine emotionsbeladene Zeit, eine Zeit nicht nur der Freude und der Besinnlichkeit. Nicht alles, was die Kulissen uns vorgaukeln, ist bekanntlich zum Nennwert zu nehmen. 

Samstag, 22. Dezember 2012

Weihnachtsstimmung (?)

Weihnachtsstimmung will noch keine aufkommen. Kein Wunder bei diesem Tauwetter! Wenn ich etwas nicht ausstehen kann dann dies: milde Temperaturen um die Weihnachtstage. Und Regen bis auf 2000 m.ü.M.! Das heisst: kein Schlitteln, kein Langlaufen...keinen Schneemann bauen, keine Schlacht mit den schönen weissen Bällen. Nicht mal kalte Füsse kriegen. Und die Nase will auch nicht rot anlaufen.
Gegenrezept: CD reinschieben und den Weihnachtsbaum schmücken.
Frohe Vorbereitungszeit Euch allen!

Freitag, 21. Dezember 2012

Nicht ohne mein Handy

Aufgeschnappt und unter der Rubrik "Debiles" abgebucht:
Schon heute gibt jede fünfte Frau an, dass sie lieber eine Woche lang auf Sex verzichten würde als auf ihr Handy. Wenn das so weitergeht, verzichtet der Mensch bald einmal gänzlich auf das bisschen Sex vor dem Kommunikationsakt.

Anna - entschleunigend

Ihre Musik und ihre Stimme
wirken auf wundersame Weise entschleunigend.

Der Ruf in den Abend

Ich verweile für einen kurzen Moment im Flur des Altersheims.
Da, auf einmal, höre ich die Stimme eines Mannes rufen:
"Haaaaallo, Haaaaallo".....dann Pause.
Ich lausche.
Und plötzliche kommt dieses Hallo wieder.
Und nochmals und immer wieder, einem Stakkato ähnlich.
Es ist kein trauriges oder verzweifeltes Hallo.
Eher ein verwirrtes, fröhlich-entrücktes.
Hallo.
Der alte Mann wird es vermutlich gar nicht realisieren.
Er ist in seiner Welt.
Jeden Abend ruft er dieses Hallo in die Welt, seine Welt.
Ich weiss nicht, ob er dabei eine Antwort erwartet.
Vielleicht bekommt er sie ja auch, nur kriegen wir das nicht mit.
Müssen wir auch nicht.
Nein, er ist nicht traurig.
Und wohl auch nicht einsam, ich weiss es nicht.
Er ruft und wird vermutlich auch gehört.
Auf seine Weise.

Kafkas letzte Liebe

Folgende Mail aus Finnland hat mich erreicht, die ich hier gerne wiedergebe: 


Dies würde dich und alle Kafka-En­thu­si­asten sicher interessieren ...Dora Diamant war die letzte Liebe von Franz Kafka. Die einzige Frau, mit der er je zusammenlebte. Eine äusserst wichtige Person im Leben von Kafka. Kafka wagte echt zu lieben, erst als er wusste, dass er bald – "sowieso" – sterben wird. Es gibt ein geachtetes Buch "Kafka's Last Love" von Prof. Kathi Diamant (USA, nicht verwandt mit Dora Diamant). Es gibt jetzt in Deutschland eine ernste Initiative, dieses Buch in Deutsch zu übersetzen und zu veröffentlichen. Es wird finanzielle Unterstützung benötigt. Die erforderliche (und schliesslich eine geringe ...) Summe häuft sich sehr langsam ... Wunderlich eigentlich. Schon allein in Deutschland gibt es 82 Mio. Einwohner. Kafka-Fans müssen auch zig Tausende sein. Sie haben dieses Projekt einfach nicht gefunden bzw. wahrgenommen?

So, vereinigt euch! 
Dieses Buch, das müssen wir unbedingt haben!

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Sich selber lesen

Indem man es nicht verschweigt, sondern aufschreibt, bekennt man sich zu seinem Denken, das bestenfalls für den Augenblick und für den Standort stimmt, da es sich erzeugt. Man rechnet nicht mit der Hoffnung, dass man übermorgen, wenn man das Gegenteil denkt, klüger sei. Man ist, was man ist. Man hält die Feder hin, wie eine Nadel in der Erdbebenwarte, und eigentlich sind nicht wir es, die schreiben; sondern wir werden geschrieben. Schreiben heisst, sich selber lesen.
Max Frisch, Tagebuch 1946-49

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Am See



Oft, während ich hier sitze, immer öfter wundert es mich, warum wir nicht einfach aufbrechen - 
Wohin?
Es genügte, wenn man den Mut hätte, jene Art von Hoffnung abzuwerfen, die nur Aufschub bedeutet, Ausrede gegenüber jeder Gegenwart, die verfängliche Hoffnung auf den Feierabend und das Wochenende, die lebenslängliche Hoffnung auf das nächste Mal, auf das Jenseits - es genügte, den hunderttausend versklavter Seelen, die jetzt an ihren Pültchen hocken, diese Art von Hoffnung auszublasen: gross wäre das Entsetzen, gross und wirklich die Verwandlung.
Max Frisch, Tagebuch 1946-49

Dienstag, 18. Dezember 2012

Endlich, Mister President!



Erstmals äussert sich der US-Präsident konkret und nicht bloss rhetorisch zu einer Verschärfung des amerikanischen Waffenrechts: Er steht hinter der Initiative von Senatorin Dianne Feinstein, lese ich soeben in den elektronischen Medien.



Endlich, Mister President, sprechen Sie Klartext im Getümmel! Dianne Feinstein will nicht mehr und nicht weniger als halbautomatische Waffen verbieten. 

Am Grab und anderswo


Ich komme nicht oft zu deinem Grab. Ich weiss, dass du das auch gar nicht möchtest. Weil du ohnehin nicht da bist, wo ich dich suchen würde. Es gibt Tage, da frage ich mich, wo du sein magst. Oder ist man dann einfach ganz weg, bloss noch Erinnerung, wenn überhaupt? Ja, und dann gibt es Tage, da denke ich überhaupt nicht an dich. Heute Abend jedoch musste ich spontan an dich denken, scheinbar grundlos. Und in solchen Momenten denke ich oft an die zahlreichen gemeinsamen Episoden. Du warst schon ein schräger Vogel und bewegtest dich jenseits der Konformität. Weisst du noch, damals in Diano-Marina (immer wieder!)? Ha, und später in Berlin und Budapest. Und überhaupt, unsere Mittagessen in unserer Heimatstadt...unsere kleinen Fluchten. Du im Engadin, schlotternd. Nun, heute Abend werde ich beim Essen an dich denken, weil ich weiss, dass du just mein heutiges Essen sehr schätzen würdest. Und später proste ich dir zu, augenzwinkernd. Tout ira bien. 

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 69. Geburtstag! Ich mag Deine einmaligen Gitarrenriffs. Du bist ein toller Musiker und ein durch und durch schräger und bunter Vogel.
It’s only Rock ’n’ Roll,  but I like it!




Samstag, 15. Dezember 2012

Valentina Lisitsa (einmal mehr)


Stundenlang könnte ich ihr zuhören.
Schlicht genial, wie ihre Hände über die Tasten gleiten.
Und vorzüglich passend zu einem dunklen, kühlen Samstagabend.
Weil so wärmend...als ob uns die Musik Liszts umarmen und
sanft küssen würde.

Samstagabend

Was kann man an einem Samstagabend machen, wenn man wieder einmal Zeit hat, etwas zu unternehmen? Bewusst habe ich nichts abgemacht, bin vielmehr spontan in die Stadt gefahren und wollte wissen, wohin mich meine Beine führen. Es war ein Spaziergang durch einen bunten Haufen von Alkoholleichen, nach Glück Suchenden, Verliebten, Frustrierten, Einsamen und Euphorikern. Samstagabends sind die Leute irgendwie komisch drauf, wollen "etwas" erleben, Dampf rauslassen. Viele machen sich "für den Ausgang" bereit, kleiden sich entsprechend an, andere wiederum hegen Hoffnung, einen Partner bzw. eine Partnerin zu finden, andere wiederum tigern durch die Gassen und halten Ausschau wonach auch immer. Später, auf dem Nachhauseweg, sitze ich bequem im städtischen Bus und schaue mir die wenigen Leute an, die, wie ich, verfrüht nach Hause gehen. Die einen sehen traurig aus, andere sind leicht beschwipst, andere dösen vor sich und spielen mit ihrem Handy. Und bei der vorletzten Station kommt mir, wie angeschossen und ohne ersichtlichen Grund, die Ankunftshalle des Flughafens Düsseldorf in den Sinn. Ich steige aus dem Bus, ohne meinen Gedanken weitere Beachtung zu schenken.

Und dazu noch dies:

Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.
Dietrich Bonhoeffer

Vor dem Spiegel

Es war einmal ein Mann, der von sich glaubte, nie alt werden zu müssen. Vielmehr glaubte er insgeheim, ewig jung bleiben zu können. Und so lebte er sein Leben und feierte seine runden Geburtstage nicht ohne Pomp, aber im stilvoll. Den 50. Geburtstag verbrachte er mit vielen Freunden und Bekannten in der Südsee, den 60. in einer Skihütte auf 3'500 Metern über Meer in den Walliser Alpen, um am darauffolgenden Tag auf eine Skitour zu gehen. Seinen 70. Geburtstag feierte er in der Kronenhalle in Zürich bei Kalbsgeschnetzeltem mit Rösti. Dazu gab es schweren Burgunder.

Nein, liess er verlauten, das Altern ist für mich kein Thema. Und so verstrichen die Jahre. Und plötzlich (er mochte nun etwa 78 Jahre alt sein), es war an einem kühl-nassen Herbstmorgen, betrachtete er sich zum ersten Mal seit vielen Jahren ganz aufmerksam im Spiegel. Dieses Mal mochte er nicht gleich wieder vor dem verdammten Spiegel, wie er ihn manchmal nannte, flüchten, nein, er verharrte vor ihm und begann zu sinnieren. Das also bin ich, stellte er fest, das bin ich. Er erschrak und murmelte vor sich hin, dass auch er alt werde. Ja, auch du! Was habe ich bloss in all den Jahren eigentlich gemacht? Diese seine Frage mochte er nicht beantworten, stattdessen zwängte er sich in seinen Jogginganzug und nahm seinen täglichen 12-Minutenlauf in Angriff. Mit seiner Leistung lag er zwar immer noch im grünen Bereich, auch wenn er wie eine Lokomotive keuchte und innerlich gegen die Gesetze der Zeit rebellierte. Im Wald waren die Blätter schon gelblich-braun verfärbt und säumten seine Laufstrecke. Die Sonne schien und die Vögel sangen wie eh und je.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

The Last Chance Texaco

Genau dieses hier brauche ich jetzt vor dem Zubettgehen.
Und das Glas Rotwein steht bereit.

Beim Alexanderplatz



Manchmal schaue ich mir meine bunte Fotosammlung an und erinnere mich dabei an Dinge, die ich beinahe schon vergessen habe. So wie an jenes verlängerte Wochenende in Berlin kurz nach der Wende. Ich lasse die Bilder Revue passieren und bin schon bald wieder im Gefühl von damals - oder ich glaube zumindest, jenes Gefühl damals gehabt zu haben, nämlich: ein Gefühl von Aufbruch und Freiheit, ein Gefühl, dass vieles möglich sei im Leben, ein Gefühl von Wärme und Zuversicht. Was ist davon übrig geblieben? Hoffen ja, aber wozu? 

Montag, 10. Dezember 2012

Blackbird


Flucht

Nun beginnen sie wieder,
diese Weihnachtsessen,
Geschäftsessen.
Und so weiter.
Heute Abend beim Geschäftsessen.
Langer Tisch.
Laut.
Weisswein und so weiter.
Kalte Platten,
dann warme Platten.
Ich bin da und plaudere mit.
So gut es geht.
Und ich spüre dennoch
die Entfremdung.
Was tue ich da eigentlich?
Spannungen im Nackenbereich machen sich bemerkbar.
Doch wesentlicher:
ich verspüre so etwas wie Einöde
und beschliesse
endlich
aufzustehen
und zu gehen.
Es tut gut.
Morgen wird es besser sein.

Und noch dies, weil es einfach passt.
Gerade jetzt.
Danke, Max Frisch:


Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte, Fuss auf Gas. Menschen sind eine Anstrengung für mich, auch Männer.
Homo Faber, Suhrkamp 1977, S. 92

Freitag, 7. Dezember 2012

Ane Brun (wieder einmal)

Und für heute noch dies,
weil es passt
nicht nur zu einem kalten Winterabend.

Ewigkeit im Augenblick

Von Zeit zu Zeit
und immer wieder,
so wie heute Abend,
schnuppere ich in Frischs Werk.
Und immer wieder muss ich dies hier lesen:

Auf der Welt sein: im Licht sein.
Irgendwo Esel treiben, unser Beruf!
Aber vor allem: standhalten dem Licht,
der Freude (wie unser Kind, als es sang) im Wissen,
dass ich erlösche im Licht über Ginster,
Asphalt und Meer, standhalten der Zeit,
beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick.
Ewig sein: gewesen sein.
Max Frisch, Homo Faber, Suhrkamp 1977, S. 199

Winterabend

Es schneit, was es schneien kann.
Stille herrscht über der Stadt.
Die städtischen Busse und Trams kommen nicht mehr vorwärts.
Der Privatverkehr bricht ebenso zusammen.
Windstill ist es, und kalt.
Winterabend.
Drinnen ist es warum und gemütlich.
Die Kerzen brennen.
Die Schneeflocken vollbringen ihren Tanz,
der schwarze Himmel wirkt merkwürdig hell.
Morgen gehts ab in die Berge,
um
in der Stille des tiefen Schnees
zu vergessen
und auf den Brettern und dem Schlitten
das schlichte Dasein zu feiern.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Beim Einschlafen

Ist das Licht einmal gelöscht und habe ich die richtige Seite gefunden, um gemütlich einzuschlafen, beginnt es im Kopf zu drehen. Bilder werden produziert, über die ich kaum einen Einfluss habe. Es können Episoden des Tages oder aus scheinbar vergangener Zeit sein, die mich nun heimsuchen. Unangenehmes wie auch Skurriles wechseln sich ab, mal ist es Nacht, mal Sommer, mal Winter, mal laut, dann leise, mit oder ohne Musik. Bald sehe ich mich als kleiner Junge, später tauchen andere, mir unbekannte Personen auf. Und so schlafe ich jeweils ein: mit einem Filmstreifen im Kopf, dessen Drehbuch nach mir nicht bekannten Mustern zusammengestellt worden ist. Manchmal gelingt es mir, die Handlung zu beeinflussen und so Herr meines Kopfkinos zu sein. Und morgens beim Aufwachen bin ich froh, wenn ich durchschlafen konnte, was in letzter Zeit eher die Ausnahme darstellt. 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Die letzte Station

Das sei jetzt also ihre letzte Lebensstation, sagte sie.
Sie sagte es mit fester Stimme und scheinbar
ohne auf eine Antwort zu warten.
Angst schwang mit in der Stimme.
Und dabei wissen wir sehr wohl,
dass unsere letzte Station
schon heute sein kann.
Oder morgen.
Wo wir auch sein mögen.

Mitten im Leben sind wir
vom Tod umgeben
Martin Luther


Der Tod ist gross.
Wir sind die Seinen
lachenden Mundes.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rilke

Dienstag, 4. Dezember 2012

Wer wohl da hauste?

Welches bekannte Ehepaar aus der jüngeren deutschen Geschichte wohnte lange Zeit in diesem Haus?
Das heitere Raten sei damit eröffnet.
Hier wohnten Erich und Margot Honecker: Wie das Leben in Wandlitz war, beschreibt Paul Bergner im Buch "Die Waldsiedlung"

Nachtrag
Keks hat es herausgefunden - Bravo!

ein komischer Tag

Heute war ein komischer Tag.
Regen und Schnee,
Schnee und Regen.
Durchwegs trüb und grau.
Im Geschäft war ich nur noch müde.
Abends noch schnell in den Laden,
um die wichtigsten Einkäufe zu tätigen.
Meine Laune tendiert zum Nullpunkt.
Scheinbar grundlos.
Auf dem Nachhauseweg hänge ich meinen Gedanken nach,
laufe über grauen Matsch, der bald gefrieren wird.
Ich habe müde Augen und schwere Beine.
Das wärmende Melissenbad hat den Abend gerettet.

Montag, 3. Dezember 2012

Samstag, 1. Dezember 2012

Von wegen Erinnerung...

Die Menschen gehen viel zu nachlässig mit ihren Erinnerungen um. 
Alle Erinnerung ist Gegenwart.
Novalis

Kurz vor dem Einschlafen

gelesen und notiert:
Zärtlich drückte ich meine Wange an die schönen Wangen des Kopfkissens, die in ihrer Fülle und Kühle wie die Wangen unserer Kindheit sind. Ich strich ein Zündholz an und schaute auf die Uhr. Bald Mitternacht. Dies ist der Augenblick, da der Kranke, der verreisen musste, der in einem unbekannten Hotel die Nacht verbringt und dort von einem Anfall aufgeweckt wird, sich freut, wenn er unter der Tür einen Lichtstreifen entdeckt. Gottlob, der Morgen ist da! Gleich wird das Personal aufgestanden sein, er kann schellen, es wird jemand kommen und ihm Hilfe bringen. Die Hoffnung auf Erleichterung gibt ihm Mut zu leiden. Schon glaubt er Schritte zu hören: die Schritte kommen näher, dann entfernen sie sich. Und der Streifen Tageslicht unter der Tür ist verschwunden. Es ist Mitternacht; das Gaslicht ist ausgelöscht worden; der letzte Hausbedienstete ist fort, und er wird nun die ganze Nacht unerlöst leiden müssen.
Marcel Proust, auf der Suche nach der verlorenen Zeit (in Swanns Welt)